Gleichzeitig suchen wir „Autonomiekönner": Ein Gespräch mit der Materna Information & Kommunikation SE

 

 

 

 


• Wie schätzen sie den aktuellen Bedarf an Informatikerinnen und Informatikern ein? Welche Entwicklung erwarten Sie am Arbeitsmarkt allgemein und speziell in Ihrem Unternehmen?
Der Bedarf an qualifizierten Informatiker:innen ist nach wie vor vorhanden, wenngleich die Nachfrage aktuell nicht mehr das außergewöhnlich hohe Niveau früherer Jahre erreicht. Insbesondere auf Einstiegs- und Junior-Level beobachten wir derzeit eine gewisse Marktsättigung, während die Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften mit vertieftem Know-how in Bereichen wie Softwareentwicklung, IT-Sicherheit oder Datenanalyse weiterhin stabil bleibt. Im allgemeinen Arbeitsmarkt erwarten wir mittelfristig eine erneute Belebung, insbesondere getrieben durch die fortschreitende Digitalisierung, den zunehmenden Einsatz von KI-Technologien sowie den wachsenden Bedarf an resilienten IT-Infrastrukturen.

• Welche Rolle spielen digitale Bewerbungen im Vergleich zur „klassischen" schriftlichen Bewerbung? Machen Sie Unterschiede?
Digitale Bewerbungen haben sich in unserem Auswahlverfahren als Standard etabliert und bieten sowohl für Bewerber:innen als auch für unser Unternehmen erhebliche Vorteile. In der Bewertung machen wir grundsätzlich keinen Unterschied zwischen digitalen und klassischen schriftlichen Bewerbungen – ausschlaggebend sind stets die Qualifikationen, Erfahrungen und die persönliche Eignung der Kandidat:innen.
 
• Wie ausschlaggebend sind in Ihrem Unternehmen die Noten und die Studienzeiten für eine mögliche Einstellung?
Noten und Studienzeiten liefern uns erste Anhaltspunkte über den akademischen Werdegang einer Bewerberin oder eines Bewerbers – sie sind jedoch keinesfalls allein ausschlaggebend für eine Einstellung. Wir verfolgen bewusst einen ganzheitlichen Auswahlansatz, bei dem nicht nur formale Kriterien zählen, sondern vor allem die individuelle Motivation und das Potenzial zur eigenverantwortlichen Gestaltung von Aufgaben. Im Sinne unserer Kampagne „Substanz zählt" legen wir besonderen Wert auf fachliche Tiefe, echte Problemlösungskompetenz und den Willen, sich mit anspruchsvollen Themen fundiert auseinanderzusetzen. Gleichzeitig suchen wir „Autonomiekönner" – Persönlichkeiten, die mit Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein und Gestaltungswillen ihren Beitrag zum Erfolg des Teams leisten möchten. Wer diese Haltung mitbringt, überzeugt uns weitaus stärker als ein lückenloser Lebenslauf oder ein exzellenter Notenschnitt. Für uns zählen Menschen, nicht nur Zeugnisse.
 
• Wie bewerten Sie fächerübergreifende Kompetenzen bei Informatikabsolventen? Wie wichtig sind die Neben- bzw. Anwendungsfächer aus dem Studium?
Unsere Bewertung im Bewerbungsgespräch orientiert sich stets an der konkreten Position sowie am jeweiligen Erfahrungslevel der Kandidat:innen. Bei Berufseinsteiger:innen legen wir größeren Wert auf Lernbereitschaft, analytisches Denkvermögen und persönliche Motivation, während bei erfahrenen Fachkräften die Tiefe des fachlichen Know-hows und die praktische Anwendungskompetenz im Vordergrund stehen. Unabhängig vom Level sind jedoch soziale Kompetenzen ein zentrales Kriterium für uns. Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke, Eigenverantwortung und ein konstruktiver Umgang mit Feedback sind essenziell, um in unserer kollaborativen Arbeitskultur erfolgreich zu agieren. Wir suchen Menschen, die nicht nur fachlich überzeugen, sondern auch im Miteinander Haltung zeigen – engagiert, verantwortungsbewusst und auf Augenhöhe.
 
• Welche Auswirkungen erwarten Sie durch KI auf den Arbeitsmarkt von Informatikerinnen und Informatikern?
Künstliche Intelligenz wird den Arbeitsmarkt für Informatiker:innen tiefgreifend verändern – nicht indem sie Fachkräfte ersetzt, sondern indem sie Aufgaben, Anforderungen und Kompetenzen neu definiert. Routinearbeiten werden zunehmend automatisiert, während der Bedarf an Menschen, die KI-Lösungen verstehen, bewerten, verantwortungsvoll einsetzen und weiterentwickeln können, deutlich steigen wird. Wir sehen in dieser Entwicklung eine große Chance – sowohl für unser Unternehmen als auch für unsere Mitarbeitenden. Deshalb verfolgen wir mit Nachdruck das Ziel, alle Kolleg:innen zu befähigen, KI souverän und verantwortungsvoll in ihrer täglichen Arbeit zu nutzen. Unser internes Programm zum Umgang mit KI vermittelt praxisnahes Wissen und fördert die aktive Auseinandersetzung mit den Potenzialen und Grenzen dieser Technologie – unabhängig von Rolle oder Fachbereich. Für uns ist klar: Die Zukunft der Informatik ist nicht nur technischer, sondern auch interdisziplinärer. Wer KI nicht nur anwendet, sondern reflektiert mitgestaltet, wird auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt sein – heute und morgen.